![]() |
Apokalypse - Der Anfang im EndeApokalypse ist eine basale Denk- und Argumentationsfigur
der abendländischen Kultur. Im ästhetisch-literarischen Bereich
erscheint seit der Spätantike, vermehrt seit der Frühen Neuzeit
und a fortiori in der Moderne Apokalypse vielfach als Thema,
Motiv und Topos, zugleich aber und vor allem auch als Struktur: die apokalyptische
Struktur ist gekennzeichnet von der Setzung des absolut Anderen, des radikal
Neuen unter der Voraussetzung der Nichtung des Alten. Ihr Signum ist die
Wendung (Katastrophë) in ein Noch-Nicht auf dem Grund
eines Nicht-Mehr. Modell ist die Apokalyptik, jene große und bis
in früheste Zeiten reichende literarische Gattung der Apokalypsen,
in denen Vorstellungen von den Ereignissen des Welt-Endes, näherhin
des Weltgerichts und der neuen Welt, in mythisch-phantastischen Bildern
zum Austrag kommen. Apokalypse meint - im Wortverständnis - nicht
oder nicht nur Weltuntergang, sondern Enthüllung. Von
Interesse ist nun, daß die Kunst und Literatur insbesondere der
Moderne - verstanden als longue durée - sich die primär eschatologisch-geschichtsphilosophische
Denkfigur zueigen gemacht hat in einer doppelten Wendung:
vom Ethischen ins Ästhetische. Der apokalyptische Modus
wird reflektiert als Textstruktur, die ihrerseits motiviert sein kann
durch das Thema resp. den Topos der Apokalypse. |