Henrike Lähnemann
Proseminar: Minnesang des 13. Jahrhunderts

Wintersemester 2003   Zeit: Do 9-11,  Raum: 315,  Beginn: 16.10.2003
Sprechstunde: Do 14.30-15.30, Zi. 456, 07071-29-72905 henrike.laehnemann@uni-tuebingen.de

Ankündigung

Manessische Liederhandschrift

Der Minnesang des 13. Jahrhunderts nimmt eine wichtige Stellung in der Entwicklung lyrischer deutscher Konzepte ein. 'Minnesangs Frühling' ist vorbei, und in Auseinandersetzung damit, v.a. aber mit dem Werk Walthers von der Vogelweide, entwickelt sich das Spektrum der Lieder, die in der Manessischen Liederhandschrift (links: f. 22v, der Graf von Toggenburg) am Ende des Jahrhunderts gesammelt werden. Neben der formalen Weiterentwicklung und höfischen Überbietung steht aber auch Parodie und der bewußte Neuansatz, wie ihn v.a. Neidhart repräsentiert. Wir werden uns im Seminar den Texten über verschiedene Zugehensweisen nähern: ausgehend von thematisch begründeten Untergattungen wie dem Tagelied, von formalen Experimenten wie dem Tanzleich, von sozialen Komponenten wie der Überlieferung, die sich gerade auf den deutschen Südwesten konzentriert.

Seminarplan: Themen und Texte

Der Plan wird im Lauf des Semesters ergänzt; die jeweils aktuellen Blätter werden dann hier ins Netz gestellt.

  1. Einführung, Übersetzungstest, Überblick
    Einstiegslektüre: Gottfried Kellers Novelle 'Hadlaub'
  2. Vorbilder I: 'Minnesangs Frühling'
    (Arbeitsblatt: Minne-Begriff)
  3. Vorbilder II: Walther von der Vogelweide
    ('Saget mir ieman, waz ist minne?')
  4. Minnesang-Fortsetzung und die Handschriften: Hadloub
    ('Wa vunde man sament so manig liet?')
  5. Tagelied I: Die Ursprünge. Wolfram von Eschenbach
    ('Sîne klâwen durch die wolken sint geslagen')
  6. Tagelied II: Wenzel und Steinmar
    ('Ein kneht, der lag verborgen')
  7. Melodien und Metrik: Der wilde Alexander:
    ('Hie vor dô wir kinder wâren')
  8. Der Leich I: Vorbild Walther von der Vogelweide
    ('Got, dîner trinitate')
  9. Der Leich II: Der Tanzleich und Aufführungsformen. Tannhäuser
    (Tanzleich)
  10. Minnetheorie und Kunstform. Frauenlob
    ('Minne und Welt')
  11. Lied, Spruch und gelehrtes Wissen: Konrad von Würzburg
    ('Venus diu feine diust entslâfen')
  12. Gegensang: Neidhart und die Bauern
    ('Sumers und des winders beider vîentschaft')
  13. Theatralische Form: Neidhart und die Neidharte
    ('Es gruonet wol diu heide' / das 'Kleine Neidhartspiel')
  14. Der Kontext von Minnesang: Ulrichs von Liechtenstein 'Frauendienst'
    (Lied 30 im erzählerischen Kontext)
  15. Das Bild vom Sänger in der Rezeption I: König Wenzel auf böhmisch
    ('Ûz hôher aventiure ein süeze werdekeit')
  16. Das Bild vom Sänger in der Rezeption II: Minnesang und Sängerstreit
    ('Wartburgkrieg' und Wagner: 'Tannhäuser')

Literatur

Bei der Anmeldung wird ein Reader mit den wichtigsten Primärtexten zur Verfügung gestellt; dazu findet ein Übersetzungstest in der ersten Sitzung statt. Weitere Texte werden im Lauf des Semesters ergänzt. Einen (literarisch gebrochenen) Zugang zu Textproduktion und Überlieferung bietet die erste der 'Züricher Novellen' (s.o.), die vor einer Anmeldung gelesen sein sollte.
Lektüre für die zweite Sitzung: Wörterbuchartikel zum Begriff Minne.

Hauptseite Henrike Lähnemann
Projekte
Homepage Mediävistik
Deutsches Seminar
Uni Tübingen