Proseminar 'Althochdeutsch' Wintersemester 2002/2003

Jetzt online: 1. die Essays der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Namenkunde
2. das Programm für die Exkursion nach Stuttgart samt eine kleinen Runenkunde

Die Ankündigung aus dem Vorlesungsverzeichnis: Das Proseminar 'Althochdeutsch' findet im Wintersemester 2002/2003 freitags von 11-13 Uhr in Raum 032 des Brecht-Baus (Wilhelmstr. 50) statt.

Im Zentrum des Seminars stehen althochdeutsche Texte unterschiedlicher Dialektgebiete und Gattungen, die wir exemplarisch behandeln wollen. Dafür sind sowohl sprachgeschichtliche Studien zum Althochdeutschen notwendig (Entwicklung aus dem Germanischen, Grammatik, dialektale Besonderheiten) als auch literaturgeschichtliche Untersuchungen zu Traditionen, zum Verhältnis zu mündlicher Tradition und zum Lateinischen. Das Seminar wird durch eine Exkursion in die Württembergische Landesbibliothek nach Stuttgart abgeschlossen.

Das Programm kann zu einer ersten Orientierung dienen und soll Lust auf die Texte und auf die Referatauswahl (vgl. die Erläuterungen zu den Arbeitsformen) machen. Wenn möglich sollten in der ersten Sitzung bereits das althochdeutsche Lesebuch und der Abriß der Grammatik (vgl. die Literaturangaben) mitgebracht werden. Bis dahin kann einen ersten Einstieg eine Dokumentation von Ergebnissen des letzten Althochdeutsch- Proseminars aus dem Wintersemester 2000/2001 bieten: Ein vergleichender Text von älterem und jüngerem Hildebrandslied (Hildebrandslied) und v.a. der mit den Studierenden erarbeitete 'Althochdeutsche Bedeutungsbaukasten', der etymologische Untersuchungen zu Prä- und Suffixen enthält.(Wortbildung).

Programm

 

Thema und Text

Grammatikkapitel

18.10.

1. Textblock: Mündliches im Schriftlichen: Redewendungen, Zauberverse und Heldendichtung

Einführung

25.10

Einführung in die Arbeit mit dem ‘Lesebuch’;
Merseburger Zaubersprüche, Wundsegen und Reisesegen

Konsonanten:
2. Lautverschiebung

08.11

Schreiborte des Althochdeutschen;
Hildebrandslied

Vokale: Entwicklungen zum Nhd.

15.11.

Die Bedeutung der Klöster für die volkssprachige Überlieferung;
2. Textblock: Übersetzungsliteratur: Glossen, Katechese, sprachmischende Kommentare, Bibelübersetzung

Starke Verben

22.11.

Dialektale Ausprägungen katechetischer Texte: Taufgelöbnisse, Credo, Vaterunser

Schwache Verben

29.11.

Exegese und Allegorese: Williram von Ebersberg: Hoheliedkommentar

Präterito-Präsentien

06.12.

Vortragsmöglichkeiten: Murbacher Hymnen

Besondere Verben

13.12.

Formen der Bibelüberlieferung im Mittelalter; 'Tatian': Weihnachtsgeschichte

Metrik

20.12._____

3. Textblock: Geistliche Dichtung: ‘Wessobrunner Schöpfungsgebet’

Über Weihnachten: Etymologischer Essay

Deklinationenübersicht

10.01.

‘Heliand’

Klassen

17.01.

‘Muspilli’

Adjektive

24.01.

‘Jesus und die Samariterin’ und Otfrid 1: Samariterin

Pronomina

31.01.

Überlieferungsbedingungen althochdeutscher Literatur
Otfrid 2: Widmungsbriefe

Handschriften und Überlieferung.

5.2.

Übergang zur frühmittelhochdeutschen Bibeldichtung: Ezzolied

Wiederholung

14.02.

Überlieferung und Kontinuität: Glossenhandschriften aus alt- und mittelhochdeutscher Zeit

Exkursion nach Stuttgart

Exkursion nach Stuttgart

Die letzte Sitzung, am 13. Februar 2003, besteht aus einer Exkursion nach Stuttgart in die Württembergische Landesbibliothek; Dr. Felix Heinzer wird uns u.a. den ahd. 'Weingartner Reisesegen' zeigen und sonst die Möglichkeit bieten, die Kontinuität der althochdeutschen Glossierungspraxis von der althochdeutschen Zeit bis ins Spätmittelalter anhand von 'Vocabularius ex quo'-Handschriften nachzuverfolgen. Am Nachmittag werden dann die Runenzeugnisse des Württembergischen Landesmuseums studiert werden, u.a. die Wurmlinger Lanzenspitze.

Literatur und Hilfsmittel

Anzuschaffen:

Braune/Ebbinghaus: Althochdeutsches Lesebuch (jede Auflage möglich)

Braune/Ebbinghaus: Abriß der althochdeutschen Grammatik

Für den Essay sind weitere sprachgeschichtliche Werke zu benutzen, die dann ausführlich besprochen werden; bis dahin kann ein Blick in Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, nie schaden.

Zur literarhistorischen Arbeit zu konsultieren:

Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter, Germ HL/Ge 2

         Wolfgang Haubrichs: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen Mittelalter (ca. 700–1050/60), Germ HL/Ge 1a

– VL2: Verfasserlexikon, 2. Auflage sub voce (d.h. ‘Abrogans’ oder ‘Otfrid‘)

– Killy-Literaturlexikon, dito; außerdem in Bd. 14f ‘Althochdeutsche Literatur’, ‘Glossen’ etc.

Um in die Text einzusteigen eignet sich auch die Auswahlausgabe von Karl A. Wipf bei Reclam (1992). Im ‘Lesebuch’ selbst sollten sich alle benötigten Vokabelangaben finden. Für ausführlichere Worterklärungen sind das Grimmsche Wörterbuch und die einschlägigen etymologischen Wörterbücher heranzuziehen.

Arbeitsformen

      Kurzreferate: 5–10-minütige Vorstellung eines Überblicksblatts mit literargeschichtlichen Hintergrundinformationen zu den behandelten Texten, z.B. zu möglichen Vortragsformen, zur geistlichen Auslegungstradition, zu Vergleichstexten etc. Dafür sind die einschlägigen Hilfsmittel zu konsultieren (vgl. Literaturangaben). Die Referate werden vorher mit mir in der Sprechstunde (Donnerstag, 14.30–15.30 Uhr) besprochen.

      Übersetzung: Als Hausaufgabe sollte jeweils ein Textstück mit Hilfe des Vokabelanhangs und der Grammatik so vorbereitet werden, daß der Inhalt vertraut ist und einzelne grammatischen Formen besonders in Hinblick auf das jeweilige grammatische Sitzungsthema genau bestimmt werden.

      Etymologischer Essay: Statt der Vorweihnachtssitzung am 20.12. soll über die Weihnachtsferien eine einseitige Wortgeschichte geschrieben werden: es gilt, die Geschichte eines zentralen ahd. Begriffs zurück zu den möglichen indoeuropäischen Wurzeln und weiter zu der modernen Verwendung zu verfolgen; die Vorgehensweise wird Anfang Dezember gemeinsam eingeübt und eine Wortliste zur Auswahl gestellt. Die Essays können auch als Gemeinschaftsarbeit zu zweit angefertigt werden.

   Klausur: Am Ende des Seminars steht eine Klausur stehen, in der, wie in den Hausaufgaben geübt, eines der im Seminar behandelten Textstücke übersetzt und grammatische Formen erläutert werden. Dazu kommt eine auf den Text bezügliche literarische Frage.

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